Herz*Hirn*Foto #01
Die Inspiration der ersten Tage.

Herrlich.
Herrlich, wenn das Jahr mit einem kräftigen Frühstück und einem Spaziergang im Schnee beginnt. Es glitzert, es glänzt, die Luft ist wunderbar frisch und das eigentlich fahle Licht ist von einzelnen knackig-gelben Sonnenstrahlen durchwirkt. Was geht da in einem Fotografen vor, dessen Retuschierhand von der gerade erst hinter ihm liegenden Weihnachtsschlacht noch geschwollen ist?
Naja, die Pein wird von Zuckungen im Auslösefinger abgelöst und die gerade fantastische Stimmung möchte abgebildet werden.

picout-herz-hirn-foto-01_01Der Fotograf ist an diesem Tag aber nicht allein – nein, er wird von KollegInnen begleitet. Und die Gespräche kreisen wie so oft um die jüngere Vergangenheit und Zukunft des beruflichen Tuns. Dabei kommt ein interessanter Aspekt ans Tageslicht: Es fällt auf, dass es unter den Facebook-Profilbildern so manche gibt, die gut gelungen sind. Häufig witzig, noch häufiger skurril, manchmal auch richtig gut. Vermutlich hat dabei eine gehörige Portion Zufall Regie geführt und die Verursacher der Bilder haben mit professioneller Fotografie so viel zu tun, wie ein Vegetarier mit einem Schweinebraten.picout-herz-hirn-foto-01_02

Wie auch immer entstanden – Welche Rolle hat der Profifotograf in diesen Tagen, wenn doch auch eine witzige App, wildes Experimentieren und ein großer Batzen Zufall die Zutaten für manchmal geniale Bilder sein können?

Zuerst muss ich kurz erklären, was ich unter „gut“ im Zusammenhang mit einem Foto verstehe: Für mich ist ein Foto gut, wenn es meine Emotionen weckt. Wenn ich lachen oder nicht aufhören kann, ein Bild zu betrachten. Wenn ein Bild ein Geheimnis birgt, dass es niemals preisgeben möchte. Wenn mich ein Bild zu einem Blickwinkel verführt, den ich noch nie inne hatte. Dann ist es für mich „gut“. Technische Aspekte halte ich dabei für fast völlig unwichtig, Kamerafragen sowieso.picout-herz-hirn-foto-01_03

Was soll der Berufsfotograf machen, wenn nun jeder das „gute“ Bild schaffen kann? Welche Legitimation hat der Beruf dann noch?
Hier hilft ein Vergleich mit der Kunst: Was unterscheidet die Kritzeleien von Künstlern von den Kritzeleien „normaler“ Menschen, die sich das Etikett „Künstler“ nicht umhängen? Was machen wir mit Picassos Aussage, jeder könne ein Künstler sein?

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Für mich ganz klar: alles kreist um den Zufall, wie wir damit umgehen und wie wir uns selbst sehen. Letztlich braucht aus meiner Sicht jedes Bild mit Seele eine Prise Zufall, um richtig gut zu sein. Ich persönlich mache dann die besten Bilder, wenn mich ein innerer Drang erfüllt, „die gerade fantastische Stimmung abzubilden“. Diese scheinbar aus dem Nichts kommende intrinsische Motivation lässt meinen Auslösefinger zucken und dann will ich nur noch alles ausprobieren, um einzufangen, was diesem fantastischen Moment nahekommt. Auch mit viel Zufall. Auch mit Experimenten. Und die Art Kamera ist dabei sowieso egal, weil ich das Werkzeug der Inspiration bin.

Der Unterschied ist, wofür man lebt. Was einen erfüllt. Das ist es.

Licht, Luft & Inspiration wünscht m-art-in.